Selbst der Bischof kam zur Party

(Saarbrücker Zeitung, 04.07.1983)

Angefangen hat alles vor gut zwei Jahren, als der französische Militärpfarrer Marcel Celette Quartiere für eine 40-köpfige Besuchergruppe aus Mourmelon (Champagne) suchte. Er wandte sich an Toni Lambert vom Urexweiler Mandolinenverein, der seit Jahren freundschaftliche Beziehungen mit der französischen Garnison pflegt. Toni Lambert betätigte sich als "Quartiermacher" und bald war die Unterbringung der französischen Gäste in Urexweiler Familien gesichert.

Die Franzosen fühlten sich wohl und beim Abschied sprachen sie eine Gegeneinladung aus. Im März vorigen Jarhes fuhren 45 Urexweiler nach Mourmelon. Sie taten es - wie Toni Lambert zugab- eingedenk der schweren Kämpfe, die hier während des 1.Weltkriegs getobt hatten, "mit gemischten Gefühlen". Um so größer war die Überraschung, als sie mit Fanfarenklängen empfangen und von den Colonels der beiden in Mourmelon stationierten Regimenter herzlich willkommen geheißen wurden.

Der Galaabend im Offizierskasino und die privaten Feiern in den französischen Familien waren für die Urexweiler Mandolinenspieler und ihre Angehörigen ein großartiges Erlebnis. Die im Jahr zuvor geknüpften Freundschaftsbande wurden gefestigt, neue Kontakte wurden hergestellt.

Am Samstag kam es nun zur dritten Begegnung: Die französischen Freunde trafen gegen Mittag in Urexweiler ein und nach dem Mittagessen fuhr man mit Privat-PKW's zum Schaumberg, wo die deutsch-französische Begegnungsstätte besichtigt wurde. Dem Marpinger Segelflughafen stattete man eine Stippvisite ab und nach dem Kaffeetrinken fuhr man in drei Bussen zur französischen Garnison, wo man im "Salle Richelieu" (Kinosaal) einen deutsch-französischen Gottesdienst feierte.

Pfarrer Marcel Celette - Regimentsgeistlicher der Garnisonen St.Wendel und Kaiserslautern - zelebrierte ihn unter Assistenz von Capitain Boulanger, Capitain Boissou und Rosel Hinsberger aus Urexweiler.

Einige der französischen Gäste seien vor 40 Jahren als Feinde nach Deutschland gekommen, meinte Pfarrer Celette in seiner Predigt, und heute seien sie als Freunde zurückgekehrt. Es musizierte das große Orchester des Mandolinenvereins Urexweiler unter der Leitung von Otto Kunz und Anton Bastuck dirigierte den Urexweiler Frauenchor.

An dem Gottesdienst nahmen auch Gäste aus Winterbach, vom Missionshaus und aus der Pfarrei St. Anna teil. Toni Lambert dankte allen Mitwirkenden und ganz besonders dem Chef der Garnison, Colonel Alein Curé.

Ein geselliges Zusammensein schloss sich an im "Salle ordinaire". Nach dem kalten Büffet wurde gesungen und musziert und viel geplaudert. Als Solisten betätigten sich Peter Groß (Akkordeon) aus Marpingen und "Schlaufe Schwarzer" aus Urexweiler, der den erstaunten Franzosen sein "achtes Weltwunder"- sein musikalisches Waschbrett - vorstellte und bei seinem turbulenten Auftritt "kaputtspielte".

Für eine Stunde brachte Pfarrer Stefanski den Trierer Weihbischof Alfred Kleinermeilert, der an diesem Tag in der Pfarrei St.Anna gefirmt hatte, mit zur Partie. "Das wäre in Frankreich kaum denkbar", meinte begeistert ein französischer Gast, "dass sich ein Bischof so leger unters Volk begibt!"

Zu vorgerückter Stunde fuhr man in die Urexweiler Quartiere, traf sich anderntags zum gemeinsamen Mittagessen im Römerkastell auf der Habenichts, feierte anschließend auf dem Sommerfest der Urexweiler Jugendfeuerwehr den Abschluss und nach zwei erlebnisreichen Tagen traten dann die französischen Freunde die Rückreise an. Es versteht sich am Rande, dass die Franzosen ihre Gastgeber wieder zu einem Besuch nach Mourmelon einluden.

(rd, Saarbrücker Zeitung, 04.07.1983)
Last modified: Tue Feb 15 13:05:36 CET 2005