Frisch auf gezupft in geborgener Stille

(Saarbrücker Zeitung, 05.10.2002)

Kein Raum wäre für das Abschlusskonzert anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Mandolinen- und Wanderverein Urexweiler "Frisch Auf" besser geeignet gewesen als die heimische barocke Kirche.

Rund 150 Zuhörer ehrten diesen Verein durch ihren Besuch, trotz des turbulenten Kirmestreibens in nur 100 Meter Entfernung.

Ursprünglich war dies ein Wanderverein. Nach den Kriegswirren aktivierte der junge Dirigent Otto Kunz den Verein und ein Zupforchester entstand. Er wurde dessen geistiger Vater, leitet ihn nun bereits seit 53 Jahren.

Daraus entwickelten sich ein Seniorenorchester, das Hauptorchester und ein Nachwuchsorchester, eine Tanzgruppe für Erwachsene, eine für Jugendliche und eine für Kinder. Ganze Familien nehmen heute daran teil.

Otto Kunz, der in Urexweiler wohnt, wurde unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet- für umfangreiche, überregionale und ehrenamtliche Tätigkeiten für die Musik.
Er hat viele Termine wahrzunehmen. Zweimal wöchentlich probt er, folgt Einladungen und arbeitet mit dem Kirchenchor zusammen. Die Leitung der einzelnen Sparten des Vereins hat er inzwischen allerdings in jüngere Hände abgegeben.

Das Hauptorchester bestand einst aus 54 Spielern. Jetzt sind es etwa 20 Musikanten, die zwei Arten von Mandolinen, Gitarren und Kontrabass spielen.

Fast alle Musiker kommen aus Urexweiler, etliche errangen bei Bundeswettbewerben von "Jugend musiziert" Preise.
Bei ihrem Spiel erregte oder betäubte nichts lautstark die Sinne, nichts wühlte in den Untiefen der menschlichen Seele.

Man sah es der Haltung, den Gesichtern der Spielenden an, dass diese Musik sie beglückte und ausglich. Sie setzten zart ein, leise, zuweilen kaum vernehmbar mit einem Solisten, brachten vorsichtige Akzente, spielten eine gefällige, melodiefreudige Musik.

Die Barcarole aus "Hoffmanns Erzählungen" von Jacque Offenbach, die Beguine "Ave Maria no morro", "El condor pasa" sind Weisen, die in der Bearbeitung für Zupforchester ruhig erklangen, in übereinstimmung mit dem unaufdringlichen Dirigat.

In mehreren Stücken hoben sich Solisten aus dem Orchester hervor, auch in Vivaldis Konzert für Gitarre und Zupforchester. Den Höhepunkt des Konzertes bildete "The Song of Japanese Autumn" von Yasuo Kuwahara.

Zarte Triolen der Gitarren leiteten den langsamen Vierviertel-Takt ein. Durch das folgende Hinzufügen des Zitterns der Mandolinen veranschaulichte der Komponist den Farbenreichtum des Herbstes. Selbst die Winde, die Unruhe über das stille, friedliche Land brachten, die am Laub rüttelten und rissen, bedrohten nicht. Da kam mit einer lieblichen Melodie wieder die Ruhe.
Man gewahrte die Sonne oder einen Betrachter. Das Lebendige bewegte sich in prägnantem Rhythmus, aber die Melodien und Harmonien führten wieder in die Ruhe, schlossen den Kreis.

Abwechslung in das Programm brachte die Kindertanzgruppe mit ihrem Reigen. Die Jugendtanzgruppe tanzte ihren anmutigen Reigen um den Erntedankkranz, der schon für den Gottesdienst am folgenden Tag aufgestellt war.

Die Sprecherin zwischen den musikalischen Darbietungen trug mit deutlicher und ruhiger Stimme ihre Texte vor. Sie sprach von kurzen Erlebnissen oder Stichworte, Anregungen zur Besinnlichkeit, zur Andacht, über die wunderbaren, köstlichen und kostbaren Dinge des Lebens in der fliehenden ausgefüllten Zeit.

Die Zugabe, das "Nachtständchen", eine rührende Weise, rundete die geborgene Stille des Konzerts in der Urexweiler Kirche schließlich ab.

(fri, Saarbrücker Zeitung, 05.10.2002)
Last modified: Wed Oct 6 22:14:05 CEST 2004