Nach der Auszeichnung die "Zukunfts-Musik"

(Saarbrücker Zeitung, Juni 1993)

Saarländische Preisträger von "Jugend musiziert": Daniel Bollinger und Markus Lauer Aufgeregt waren sie gar nicht, sagen beide. Höchstens damals, als sie beim Regionalwettbewerb "Jugend musiziert" erste Plätze belegten und gleich "weitergeleitet" wurden zum Landes- und dann zum Bundeswettbewerb.
Jetzt, auf der höchsten Plattform in Darmstadt, kamen sie an, quartierten sich in der Jugendherberge ein und spielten tags drauf vor. Von Nervosität keine Spur.
Erst hinterher stellten sie fest, dass ihnen in der Altersstufe von 11 bis 13 Jahren zehn Klarinetten oder zwei Mandolinen den 1.Rang hätten streitig machen können.
Aber unbedrängt gingen sie als Bundessieger durchs Ziel, der Klarinettist Daniel Bollinger und er Mandolinen-Spieler Markus Lauer, beide 13. Daniel Bollinger wurde überdies die Ehre zuteil, beim Abschlusskonzert mitzuwirken, wohl, weil seine Krenek-Suite gut ins (für alle Preisträger viel zu kleine) Programm passte.
Im 10- bis 15minütigen Vorspiel entschied sich alles. Aber in die knappe Zeit waren immerhin drei Stile zu packen, darunter zeitgenössiche Musik. Markus Lauer wählte die "Melancholischen Tänze" von Heinrich Konietzny und Daniel Bollinger die "Kleine Suite" von Krenek.
Unermüdlich geübt hatten sie freilich auch die Mandolinenstücke von Emanuele Barbella und Raffaele Calace, beziehungsweise die Klarinetten-Werke von Carl Stamitz und Niels Gade, abgestimmt mit den Klavierpartnern Christian Leidinger oder Norma Hoffmann-Fischer.
Der Jury waren technische Fertigkeiten und künstlerisches Verständnis höchste Auszeichnungen wert.
Nach dem Wettbewerb nahm Daniel Bollinger wieder Platz in der Schulbank der Gesamtschule seiner Heimatgemeinde Gersheim und Markus Lauer aus Urexweiler gesellte sich wieder zu seinen Mitschülern vom Gymnasium Illingen.
Weiterhin geübt und mitgespielt im örtlichen Zupf- oder Blasorchester wird in jedem Falle. Zudem haben die Preisträger Plätze in jeweiligen Auswahlorchestern, dem Landesjugendorchester oder dem Saarländischen Zupforchester.
Die jetzige Auszeichnung schließt eine neue Beteiligung am Wettbewerb nicht aus, in einer anderen Altersstufe oder in einer Kammermusik-Formation. Daniel Bollinger erinnert stolz an das Junge Bläserquintett, das schon einmal einen hohen Preis einheimste, und in dem er kürzlich den Klarinettisten ablöste. Damit könne er, der nach dem Abitur Musik studieren will, noch einen Schritt weiterkommen.
So weit denkt Markus Lauer noch nicht. Er freut sich auf Aufgaben im Lande und über die zahlreichen großen und kleinen Ensembles, in denen er spielt.
Daniel Bollinger hingegen, Sohn des Musikpädagogen und Musikers Hans Bollinger ("Espe") hat genauere Pläne: Teilnahme an einem Ferienlager der "Jeunesses musicales" in der Schweiz und eventuell an der Fördermaßnahme "Concertino Praga", die der tschechische Rundfunk anbietet.
Zukunfts-Musik im wahren Wortsinn. Erst aber überwiegt die Freude über den Preis, zu dem der Unterricht bei der Mandolinen-Lehrerin Monika Reiter und dem SR-Klarinettisten Dietrisch Fritsche verhalfen. Ohne Üben aber nutzt der beste Lehrer nichts...
(Horst-Dieter Veeck, Saarbrücker Zeitung, Juni 1993)
Last modified: Sat Oct 2 20:30:08 CEST 2004