Ein Konzert- viele Kontraste

(Saarbrücker Zeitung, Dezember 1982)

Früher waren sie stolz auf den Erfolg- und sie sind es wohl auch heute noch. Sie dürfen es auch sein, obgleich sie sich heute vor allem an dem Erlebnis der eigenen Musik freuen. Gemeint sind die jungen Mitglieder des Urexweiler Zupfensembles "Musica Antiqua", das am Sonntag in der Pfarrkirche "St.Franziskus" sein 5. Kirchenkonzert veranstaltete. Mit reiner Barockmusik hatte das kleine Orchester 1978 begonnen und nach und nach nahm man auch klassische und zeitgenössische Musik in das Repertoire auf.

"Spiritus rector" des Ensembles ist seit Anbeginn der 24-jährige Chemiestudent Franz-Rudolf Kunz, dem die Begeisterung für die Musik bereits in die Wiege gelegt wurde: Mutter Cäcilia singt von Jugend auf im örtlichen Kirchenchor und Vater Otto dirigiert seit Jahren das Orchester des Mandolinenvereins Urexweiler, in dem auch ein Großteil der Mitglieder des Zupfensembles "Musica Antiqua" engagiert sind: die 17-jährige Arzthelferin Susanne Schirra und die 22-jährige Fernmeldetechnikerin Anne Schirra, der Pharmaziestudent Andreas Hinsberger, der nebenbei noch an der Musikschule in Saarwellingen unterrichtet, die technische Zeichnerin Roswitha Groß sowie auch die Solisten Klaus Feucht und seine Tochter Kristina, Landessiegerin 1981 im Wettbewerb "Jugend musiziert" in den Sparten Flöte und Klavier.

Vom Wemmetsweiler Mandolinenverein wirken die angehende Krankenschwester Veronika Kleer und der bei den Saarbergwerken beschäftigte Robert Dörr mit. Und vom Gitarren-Ensemble Saarbrücken engagieren sich im Urexweiler Orchester die Musikstudentin Gudrun Bär (20) und der Diplombetriebswirt Jörg Becker (23) als Sologitarristen.

Darüberhinaus spielen sie ebenso wie Franz-Rudolf Kunz und der japanische Instrumentenbauer Yasuoshi Naito im Saarländischen Zupforchester, das sich alten und modernen Originalkompositionen, interessanten Bearbeitungen alter Literatur und zeitgenössischer Musik widmet. Von diesem Orchester gehen wohl manche Impulse aus, die sich befruchtend auf die Arbeit des Urexweiler Zupfensemble auswirken.

Wettbewerbserfahrungen bringt die aus Quierschied stammende Musikstudentin Heidrun Mertes mit. Bundessiege gelangen ihr in den Sparten Flöte und Cello. Und Wettbewerbsambitionen hat auch die 17-jährige Illinger Fachoberschülerin Monika Dörrenbächer, die neu zum Zupfensemble stieß und am Sonntag den Part der Soloflötistin überzeugend wahrnahm.

Mit einer barocken Orchestersuite ("Sinfonia prima für zwei Blockflöten, Saiteninstrumente und Continuo") von Alessandro Scarlatti wurde das Konzert eröffnet. Bestechend der reizvolle farbige Kontrast zwischen den Blockflöten (Kristina Feucht und Andreas Hinsberger) und dem Orchester!

Es folgte die "Suite Nr.1" des zeitgenössischen saarländischen Komponisten Günter Braun (Tonmeister beim Saarländischen Rundfunk), der mit seinen Kompositionen und Bearbeitungen vor allem das volkstümliche Zupforchester mit einem gewissen Niveau anspricht. Überzeugend gestaltete Kristina Feucht in dem barocken "Concerto für Cembalo und Orchester" von Michel Corrette den Cembalo-Solopart. Monika Dörrenbächer übernahm mit ihrer Querflöte die zweite Solofunktion.

Hohe Anforderungen an die Cello-Solistin Heidrun Mertes stellte das "Konzert in C-Dur", das Hermann Ambrosius 1980 im Alter von 83 Jahren schrieb. Mit dem letzten Stück, einem "Concerto grosso" von Antonio Vivaldi, versuchte das Zupfensemble eine "Einstimmung auf die Weihnacht", wie der Moderator des Abends, Dr. Robert Boudier, erklärte.

Dieses barocke Finale in einer Bearbeitung für zwei Solomandolinen (Franz-Rudolf Kunz und Yasuyoshi Naito) und zwei Sologitarren (Gudrun Bär und Jörg Becker), eine heitere, unkomplizierte, technisch jedoch sehr anspruchsvolle Musik, lebte vom Kontrast zwischen Solisten und Orchester.

Rund 400 dankbare Zuhörer lobten das feine Spiel des Ensembles mit herzlichem und ehrlichem Schlussapplaus, und das Orchester, das übrigens im Sommer bei einem internationalen Wettbewerb im luxemburgischen Ettelbrück den ersten Preis in der höchsten Leistungsstufe errang, verabschiedete sich mit einer im Stil der Vorklassik gehaltenen Haydn-Musik für zwei Blockflöten, Cembalo und Orchester.

(rd, Saarbrücker Zeitung, Dezember 1982)
Last modified: Tue Oct 12 17:14:13 CEST 2004