Musikalischen Bogen weit gespannt

(Saarbrücker Zeitung, Dezember 1989)

Eine restlos besetzte Mehrzweckhalle und ein sehr aufmerksames Publikum - das waren die Rahmenbedingungen beim Konzert der im Bund für Zupf- und Volksmusik vertretenen Mandolinenvereine des Kreises St.Wendel, das in diesem Jahr in Urexweiler stattfand.

Mehr konnten sich die Orchester aus Alsweiler, Bliesen, Marpingen, Oberthal und Urexweiler eigentlich nicht wünschen und sie dankten es ihren Zuhörern mit einem niveauvollen Konzert, dessen musikalischer Bogen weit gespannt war.

Der Kreisvorsitzende Adolf Hoffmann begrüßte die Gäste, unter denen sich neben politischer Prominenz (erstmals) zahlreiche Vertreter des Bundes für Zupf- und Volksmusik befanden.

"Frisch Auf" Urexweiler, von dem routinierten Otto Kunz präzise geführt, eröffnete mit der "Ouvertura con Mandolini" des italienischen Opernkomponisten Niccolò Piccini den ersten Programmteil. Hier wie auch beim anschließenden Brahms-Walzer (im Arrangement von Klaus Feucht), dem der erst zwölfjährige Violinist Alexander Feucht virtuosen Glanz verlieh, zeigte der gastgebende Verein trotz seiner umständehalber dezimierten Besetzung ein gefälliges Spiel.

Südländische Romantik bot der Mandolinenverein Marpingen unter der Leitung von Werner Mechenbier mit Giacomo Sartoris "Le Campane di St. Lucio", dessen Glockensolo von Joachim Leist gespielt wurde. Ebenso ansprechend im Vortrag war auch die Zigeunerromanze "Schwarze Augen", die die Marpinger in einer Bearbeitung von Rudolf Krebs zu Gehör brachte.

Das Jugendorchester Urexweiler, keck und witzig vorgestellt von seinem "1.Mandolinisten", spielte Edwin Mertes' "Altdeutsche Hoftänze" mit einer sehr feinen, differenzierten Dynamik. Von der jungen Andrea Gard selbstbewusst dirigiert, brachte das Nachwuchsorchester als zweiten Beitrag den "Fröhlichen Landmann" von Robert Schumann in frischem Vortrag.

Durch ausgeprägtes musikalisches Empfinden gänzte auch der Mandolinenverein Oberthal unter der Leitung von Ottmar Kirsch, zunächst beim spanischen Tanz "Rosario" von Francisco Roca Traveria und schließlich bei der festlichen "Tafelmusik" von Herbert Baumann, bei der sich ein begeisternd aufspielender Frank Naumann wieder einmal als hervorragender Solist auf der Querflöte erwies.

Nach der Pause betrat das Seniorenorchester Urexweiler die Bühne, die zur besseren Ausnutzung der Raumakustik inmitten der Halle aufgebaut war. Die sogenannten "Senioren" strotzten unter der Stabführung von Otto Kunz geradezu vor Spielfreude und spielten mit den "Ungarischen Skizzen" von Hans Schmitt und dem "Primsperlen-Marsch" von Willi Meyers zwei temperamentvolle Stücke.

Das Mandolinenorchester Bliesen brachte unter der Leitung von Gregor Hinsberger die "Vier Nationaltänze" des Ostberliner Komponisten Kurt Schwaen in sauberem, nuanciertem Vortrag zu Gehör und begeisterte anschließend mit dem in einem atemberaubendem Tempo dargebotenen "Andalusien-Marsch" von Rudolf Krebs.

Zum Abschluss spielte das Mandolinenorchester Alsweiler unter der Leitung von Brigitte Marx in einer fast kammermusikalischen Besetzung, verstand es jedoch, das fehlende Volumen durch eine Konzentration aufs Detail auszugleichen: Sowohl bei Hermann Wennigs "Ouvertüre" als auch bei der "Suite miniature"(Satz 4 und 5) von Gerd Luft (Trompetensolist: Daniel Theobald) schöpfte Alsweiler seine Möglichkeiten bravourös aus.

Das Kreiskonzert war wieder einmal hörenswert und somit erneut eine Werbung für die Zupfmusik. Das begeisterte Publikum bedachte die einzelnen Beiträge mit langem, herzlichem Applaus.

(gh, Saarbrücker Zeitung, Dezember 1989)
Last modified: Wed Oct 6 23:43:45 CEST 2004