Zupforchester bot Kammermusik

(Saarbrücker Zeitung, 14.12.1978)

Die Pfarrkirche in Urexweiler, deren Restaurierung erst seit wenigen Tagen abgeschlossen ist, bot am Sonntag den stilvollen Rahmen für ein eindrucksvolles Konzert barocker und klassischer orchestraler Musik.

Auf Initiative und unter Leitung von Franz-Rudolf Kunz fand sich ein Ensemble von zwölf jungen Musikern, alle unter 20 Jahren und fast alle Mitglieder des Zupforchesters, zusammen, deren Interpretation barocker Kammermusikstücke durch Zupforchester bei dem zahlreichen Publikum einen tiefen Eindruck hinterlassen hat.

Das Eröffnungsstück Concerto all unisono Nr.6 in D-Dur von Evarista Felice D'All Abaco entsprach in seinem Kompositionsstil dem adeligen Typus der italienischen Kammermusik des 17. bis 18. Jahrhunderts.

Führendes Instrument des zweiten Stückes, Konzert Nr. 2 in C-Dur für Sopran-Blockflöte und Zupforchester von John Baston war die Sopran-Blockflöte (Solist Andreas Hinsberger), gestützt und getragen durch alle drei Sätze vom Cembalo. Der lebendige, fast überströmende Charakter des Themas, wie die Flöte und das Cembalo es darstellen, wurde durch die ruhige Führung des Cellos gestützt und ausgeglichen. Die Zupfinstrumente, Gitarren, Mandolinen und Mandola, ergänzten die drei führenden Instrumente zu einem eindrucksvollen symphonischen Bild.

Die mühelos erscheinende Beherrschung der Blockflöte und die ausgefeilte Trillertechnik des Solisten gefielen außerordentlich gut.

Die schöpferische Mitteilungskraft musikalischer Dichtung wurde den Zuhörern besonders auffällig in der Sonata Nr. VI von Valentin Roeser. Tragendes Instrument des Concertos in D von Giovanni Gabrielli war die Oboe (Solist Johannes Eiswirth), die sensibel interpretiert den fast meditativen Charakter eines Gedichtes oder Märchens hatte. Die angedeutet erzählerischen Passagen wurden von dem Orchester sanft aufgenommen und ausgebreitet und zusammengefügt.

Höhepunkt des festlichen Abends war die Sinfonia concertante für Cembalo von Johann Friedrich Edelmann. Edelmann ist ein Beispiel für den engagierten Typ des künstlerischen Intellektuellen. Er lebte zu einer Zeit großer politischer Unruhen, zur Zeit der französischen Revolution. Wie viele andere Künstler seiner Zeit konnte sich Edelmann dem absoluten Herrschaftsanspruch einzelner, in diesem Fall des französischen Adels, nicht beugen.

Edelmann kämpfte für die Freiheit des Denkens und des Mitteilens. In seinen Werken überträgt er etwas von der Kraft seines schöpferischen Gedankens auf den Zuhörer. So teilt er sich mit und vervielfältigt sich allen, die ihm ihre Aufmerksamkeit schenken.

Solist dieser Sinfonia concertante war Klaus Feucht am Cembalo. Die außerordentlich entspannte, nie hektische Interpretation des Themas, das harmonische Wechselspiel mit der ersten Mandoline, die teilweise kecke Ausführung einzelner Passagen schlugen Zuhörer und Mitwirkende in ihren Bann.

Am Beifall des Publikums ließ sich ermessen, wie sehr sich dieses junge Orchester mitteilen konnte. Es ist wohl nur der noch etwas unerfahrenen Bescheidenheit des Orchesterleiters, Franz-Rudolf Kunz, zuzuschreiben, dass die erwartete Zugabe ausgeblieben ist.

Die Zuhörer haben einen Abend erlebt, der in dieser vorweihnachtlichen Zeit sicherlich als Höhepunkt des kulturellen Lebens angesehen werden darf.

Die überleitenden Texte zu den einzelnen Stücken und die hinweisenden Worte für das Publikum zu der Thematik sprach Dr.Robert Boudier.

(ob, Saarbrücker Zeitung, 14.12.1978)
Last modified: Tue Oct 12 22:48:14 CEST 2004